Mittwoch, 13. Juni 2012

Introspektion: Als das Heute noch ein Morgen war...

Introspektion: Der Begriff bezeichnet in der Psychologie die Analyse des eigenen Verhaltens und Erlebens.

Introspektion: Der Begriff bezeichnet auf Huchmampfs Welt die Analyse des Verhaltens, Erlebens und der Wahrnehmung des Autoren, der daraus Fragen ableitet, diese versucht zu formulieren und seine Gedanken gerne mitteilen möchte. Es sind Momentaufnahme, flüchtige Gedanken, die hier protokoliert werden sollen, um sie vor dem Vergessen zu schützen. Aber sie erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sind gewissermaßen Work-in-Progress, und müssen auch nicht bis ins letzte Detail logisch sein. Sie dienen dem Anregen einer Diskussion und münden vielleicht irgendwann in fertige, ausformulierte, brauchbare Gedanken.

Wie unlängst geschrieben denke ich derzeit wieder viel über Science Fiction und damit auch über potentielle Zukünfte nach. Ein Aspekt, der mir schon länger dabei im Hirn rumgeistert, betrifft vergangene Zukunftsvorstellungen. Vorstellungen, die vielleicht nie eingetroffen sind, aber dennoch die Welt in ihrer Zeit bewegt haben. Ich denke an Bilder nie errichteter Metropolen, denen sofort an ihrer Darstellungsart ablesbar ist, welcher Zeit sie entstammen. Vor allem die Mitte des Jahrhunderts hat farbenprächtige Gemälde hervorgebracht, die ganze Generationen von Zukunftsvorstellungen geprägt haben und noch immer einen, wenn mensch so möchte, retromodernen Chic besitzen.

Diese Bilder und Vorstellungen versuchen einen Wandel einzufangen, dessen Anziehungskraft in seiner Exotik begründet liegt. Zumeist wird dieses Fremde mit der Verlockung einer besseren, humaneren Welt gepaart, die uns aus dem Elend unserer mit Plackereien geplagten Gegenwart befreit. Eine Fortschrittsgläubigkeit, die spätestens in den 1980ziger Jahren ihr Ende in den drecken Straßen des Cyberpunks fand, über dessen makabere Anziehungskraft ich vielleicht mal an anderer Stelle schwadroniere.

Auch wenn sich bei weitem nicht alle, sondern eher nur ausgesuchte Versprechungen des "Golden Age" der Science Fiction erfüllt haben, so steht Fiction an sicher ausnahmslos am Anfang aller Innovation. Beispielsweise wird in einer Star Trek Dokumentation behauptet, Motorola hätte das Mobiltelefon in Anlehnung an den Kommunikator entwickelt. Bedenkt mensch, dass insbesondere Motorola ausgesprochen lange an Klapphandys festgehalten hat und dass Kirk und Co. ihren Komm immer aufklappen müssten, weil das Mikrofon von einer goldenen Applikation geschützt wurde, dann springt die funktionale Ähnlichkeit ins Auge, sobald auf diese aufmerksam gemacht wurde.

Aber die Geschwindigkeit von Innovation ist langsam; langsamer zumindest als das plötzlicher Herausreißen aus der Gegenwart und die Neuorientierung in der fremden Ferne der Zeiten. Ein Transport, der uns durch Bild und/oder Vorstellungskraft ermöglicht wird. Dementsprechend überholt erscheinen uns gelegentlich innovative Erfindungen, wenn wir ihnen begegnen. Ein Beispiel hierfür könnte das Handy sein.

Früher fand ich mobile Geräte, auf denen sich jede beliebige Information abrufen ließ, als die Verheißung einer neuen Epoche der Informationsvermittlung. Ich war so fasziniert von dieser Idee, dass ich Jahre später in einer Folge Stargate SG-1 über ein ähnliches Gerät gestaunt habe, welches beliebige Informationen anzeigen konnte. Obwohl ich schon länger Handys gewohnt bin und obwohl ich seit Jahren Laptops nutze und obwohl ich einen eInk-Reader besitze war ich von diesen Geräten vollkommen fasziniert ohne ihre Existenz in meiner Gegenwart zu bemerken. Ich habe wohl meine Augen vor diesen technologischen Wundern ebenso verschlossen wie vor den Wundern der Natur, die uns so alltäglich erscheinen. Meine Blindheit war sogar vollkommen: Auch wenn ich diese Geräte nutze fühlte ich noch immer den romantischen Wunsch nach diesen Geräten. Ein Widerspruch, der nach einer Erklärung verlangt.

Ob ich sie geben kann, weiß ich nicht. Aber ich habe eine Vermutung: Der Wunsch nach freien und uneingeschränkt verfügbaren Informationen schien sich bei mir in diesen Geräten zu projizieren, obwohl sie gar nicht das eigentliche Ziel meines Wunsches sind. Diese Projektion also ist derart mit dem Wunsch, dem sie entspringt verbunden, dass eine Realisation des Gerätes ohne verbundene Realisation des Wunsche mich das Gerät nicht als das erkennen ließ, was ich mir ursprünglich wünschte.

Auf diese komplizierte Art ist es möglich geworden, dass sich einer meiner Zukunftswünsche ohne mein Bemerken erfüllte. Als mir dies dann aufgefallen ist, war ich erstmal ziemlich durcheinander. Und diese Verwirrung hält noch immer an, wie man diesem holprigen Erklärungsversuch vielleicht anmerkt, weswegen ich mich auch aufmachte, diesen Post zu schreiben. Und folgende Frage zu formulieren: Hat jemand da draußen, in den unendlichen Weiten des Netzes, ähnliche Erfahrungen gesammelt? Oder bin ich einfach nur blind?

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