Sonntag, 3. Juni 2012

Von Burschen in Deutschland und Nazis in Hamburg

Ein gutes Jahr ist es her als die Deutsche Burschenschaft von sich Reden machte: Damals diskutierte sie auf ihrem Burschentag quasi öffentlich darüber, ob nicht eine Art "Ariernachweis" von Bewerben zu verlangen sei. Die ob dieser Diskussion entstandene Medienöffentlichkeit war ihnen mehr als peinlich und sie beschwichtigten, wo immer sie konnten. Diesen Worten folgte -- wie sollte es auch anders sein -- kaum Taten: Lediglich die Einführung des "Ariernachweises" wurde abgelehnt. Danach lief alles so weiter wie bisher.

Welches Geistes Kind die Deutsche Burschenschaft ist zeigt sich jetzt, ein Jahr später, mehr als deutlich. Unter der Überschrift "Offiziell rechtsextrem" lässt sich in der Frankfurter Rundschau folgender Satz lesen: "[...] sie hat gleich zum Auftakt ihres alljährlichen Burschentages in Eisenach einen rechtsextremen Funktionär im Amt bestätigt. Sie rückt jetzt auch ganz offiziell nach rechts." Die also, die damals nur "Einzelmeinungen" absonderten und nicht für den gesamten Verband sprachen, werden nun wieder als Funktionäre des Verbandes bestätigt. Irgendwie steht hier die Aussage in keinem logischen Zusammenhang zur Handlung. Aber so ist das halt mit verbohrten Ideologien...

Der liberale Flügel kündigt, wie vor einem Jahr, auch Angesichts dieses "Fauxpas" erneut die Abspaltung an. Ich vermute, auch hier werden den Worten keine Taten folgen. Es wirkt eher so, als versuche man die "Ehre" zu retten indem man nach außen signalisiert, dass "ja nicht alle so schlimm sind." Falls also wirklich mehr hinter den Aussagen stehen sollte, dann glaube ich dies erst, wenn die Spaltung erfolgt ist und sich die Spalter öffentlich von der rechten Deutschen Burschenschaft distanzieren. Alles andere ist nur inhaltsleere Augenwischerei.

Apropos Rechte: In Hamburg marschierten heute einige hundert rechte Vollpfosten für den "Tag der deutschen Zukunft". Es waren sogar weniger Armleuchter anwesend als ursprünglich erwartet wurden. Bei der Blockade der Demonstrationsroute kam es vereinzelt zu Randalen (NDR) oder zu schweren Ausschreitungen (Frankfurter Rundschau), je nachdem welche Nachrichtenseite mensch ansteuert.

Wie zu erwarten war, waren am heutigen Tag mehr Gegendemonstranten als Nazis auf den Straßen: Laut Schätzungen haben rund 10.000 Personen an der offiziellen Gegenkundgebung auf dem Hamburger Rathausplatz teilgenommen und 4400 Menschen blockierten die Route der Hirnlosen in Wandsbek. Danke für diese erneute und öffentliche Demonstration, dass die ewig Gestrigen keinen Platz in der Moderne haben!

Augenscheinlich haben die beiden Mitteilung außer der Beteiligung des rechten Rands wenig miteinander gemein. Vergleicht man aber die Zahlen, dann stellt man erstaunliches fest: In den 120 Burschenschaften in Deutschland sind rund 10.000 Studenten organisiert (Quelle ist erneut der Artikel der Frankfurter Rundschau); in Hamburg gehen eben so viele Menschen gegen rechtes Gedankengut auf die Straße. Was für ein Zufall diese Zahl am selben Abend in zwei so unterschiedlichen, aber dennoch verwandten Zusammenhängen zu lesen. Es gibt auf jeden Fall Hoffnung, dass allein in Hamburg mehr Menschen für ein buntes Miteinander auf die Straße gehen als dass sich deutschlandweit Männer in elitären Grüppchen zusammenrotten, um in diesen die Welt unter sich aufzuteilen.

*Für eine friedliche und emanzipatorische Zivilgesellschaft*

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen